Daten zur Geschichte von Kunreuth
von Dr. phil. Andreas Otto Weber
Um 1308 tritt Kunreuth mit der Erwähnung eines Bustitus de Kunenreuth in das Licht der schriftlich überlieferten Geschichte.
Kunreuth ist vermutlich eine Gründung des Bischofs von Bamberg und dürfte nicht erheblich älter als die erste Erwähnung sein. Dafür spricht jedenfalls die geschlossene Grundherrschaft, die sich hier bei einer planmäßigen Neurodung entwickelte. Im Gegensatz dazu ist die grundherrschaftliche Situation in den deutlich älteren Nachbardörfern stark zersplittert (Kunreuth: 1 Grundherr - Weingarts: 16 Grundherren). Die erst im 15. Jahrhundert erschließbare Dorfstruktur zeigt: Kunreuth war von Anfang an ein Marktort mit gewerblichem Schwerpunkt, darüberhinaus der Standort der Mühle für die umliegenden Dörfer (Weingarts, Ermreus, Gaiganz). Es gibt hier nur wenige vollwertige Bauernhöfe, die Klein- bis Kleinstanwesen (Tropfhäuser) dominieren die Dorfstruktur. Für die wichtige Rolle als regionaler Markt spricht auch die Entwicklung einer beachtlichen jüdischen Gemeinde (v.a. Händler) nach dem 30-jährigen Krieg.
1348: Kunreuth erscheint im Güterverzeichnis des Bischofs von Bamberg und ist zumindest teilweise an die Freiherren von Egloffstein als Lehen ausgegeben.
1409: Erstmals wird eine Veste zu Kunreuth in einem Rechtsstreit erwähnt. Dabei zeigt sich, daß das Schloß in Besitz der Egloffsteiner ist. Lehensherr ist nach wie vor der Bischof von Bamberg, der sich auch das "Öffnungsrecht" (Recht der Einquartierung von Truppen) vorbehält. Von nun an bauen die Egloffsteiner das Schloß aus und teilen die Räumlichkeiten unter der Familie auf. Das Schloß hat von seiner Lage her und von seiner Baugestalt allerdings nur bedingt "Burgcharakter", sondern gleicht eher einem repräsentativen Verwalter- und Gerichtssitz mit entsprechenden Lagermöglichkeiten.
Der Südbau gehört bis zum ersten Stock zur ältesten Bauphase, vermutlich vor 1350. Ein nördlich des Schloßhofs anschließender weiterer Trakt (nördliche Kemenate wurde nach der Zerstörung von 1553 nicht mehr aufgebaut (heute Dachgarten – sog. Lumpenburg).
1525: Das Schloß brennt im Bauernkrieg ab, wofür die Schloßherren 2800fl. als Entschädigung vom Bischof von Bamberg zum Wiederaufbau erhalten.
15. Mai 1553: Im zweiten Markgrafenkrieg zerstört Markgraf Albrecht Alcibiades von Kulmbach-Bayreuth-Brandenburg das Schloß Kunreuth, das seinem großen Gegenspieler Klaus von Egloffstein (Kriegsrat und Oberst der Bambergischen Landestruppen) gehörte, und brannte das Dorf nieder. Im Schloß waren 39 Bauern, der alte Pfarrer und einige Knaben. Ihnen wurde zwar freier Abzug versprochen, doch nicht gewährt, sondern der Markgraf ließ sie im Apfelgarten westlich des Schlosses erhängen.
In den folgenden Jahren wird das Schloß wieder aufgebaut und umgestaltet: Der Südflügel wird um ein Stockwerk erhöht, der Nordflügel wird aufgefüllt und in einen rundumlaufenden Wehrgang integriert.
1557: Durch das Testament des kinderlosen Klaus von Egloffstein wird Kunreuth Gemeinhaus der Linien der Freiherren von und zu Egloffstein. Seither ist Kunreuth Sitz der Güterverwaltung und des Archivs der Egloffsteinschen Gesamtfamilie und spielt auch heute noch diese Rolle.
Die Freiherren von Egloffstein haben bis zur Mitte des 16. Jh. mehr und mehr Herrschaftsrechte Bambergs abgelöst und beherrschen Kunreuth nun als Teil ihres reichsunmittelbaren ritterschaftlichen Herrschaftsgebietes.
1561: Einführung der Reformation in Kunreuth, seither ist Kunreuth lutherisch-evangelische Enklave im katholischen Territorium des Hochstift Bamberg. Die Freiherren von Egloffstein sind Kirchen- und Patronatsherren.
1611-1613: Neubau des dreigeschossigen Westtrakts des Schlosses mit Fachwerkaufbau.
1619/1620/1630: Erste Schäden im 30-jährigen Krieg, Einquartierungen kaiserlicher (wallensteinischer Soldaten). Keine größeren Zerstörungen.
1700: Vertrag des Bischofs von Bamberg mit dem Kanton "Gebürg" der reichsfreien fränkischen Ritterschaft: Kunreuth löst sich endgültig aus dem bambergischen Herrschaftsbeziehungen.
Um 1700: In Kunreuth ist die Kanzlei des Kantons Gebürg der reichsfreien fränkischen Ritterschaft untergebracht, deren Hauptmann Carl Maximilian von Egloffstein ist. Das Kanzleigebäude im Zentrum des Dorfes (heute ehem. Rathaus) zeugt noch heute von dieser wichtigen Rolle Kunreuths.
1805: Kunreuth fällt an das Königreich Bayern, bleibt aber Patrimonialgericht der Freiherren und Grafen von und zu Egloffstein.
1848: Auflösung des Patrimonialgerichts Kunreuth, Unterstellung unter das Landgericht Forchheim.