Sommerkirche rund ums Walberla

Am Anfang war es nur die Idee einer schlaflosen Nacht.

Seit vielen Jahren ist das Land rund ums Walberla Ziel vieler Besucher. Ob Tagesausflügler aus den Städten, ob Urlauber, die eine Woche zum Wandern oder Klettern zu uns kommen- das ganze Jahr prägen sie das Bild der Landschaft, bringen Leben und auch einen gewissen Wohlstand in die Dörfer. Und doch, so als wäre eine kleine Mauer zwischen den Menschen, so richtig dazu gehören sie doch nicht. Gastfreundlichkeit der Dorfbewohner, natürlich, aber das wars dann schon auch. Natürlich haben wir gelernt: Fremdenzimmer, welch kaltes Wort, heißen heute wenigstens schon mal Gästezimmer, fremd sind sie uns doch häufig geblieben, harmonisch miteinander kann besser aussehen.

All das waren die Gedanken, die Helmut Pfefferle durch den Kopf gingen. Gibt es nicht doch auch Dinge, die beiden Seiten wichtig sind? Essen und trinken allein, das kann es doch nicht gewesen sein. Auf der Suche nach dem Verbindenden tauchten dann Bilder auf von Menschen in Kirchen. Die einen, die Nähe zu Gott suchen, die ihren Glauben leben, die anderen, oft schon religionsfern, die Ruhe suchen und denen einfach die Schönheit der sakralen Bauten gefällt.

Menschen aus der Fränkischen Schweiz und die vielen Gäste, die uns besuchen, zusammenbringen, Ruhe finden lassen, vielleicht sogar wieder den Weg zum Glauben finden lassen, einmal ganz anders. Statt geordnet, ernst und streng, formellen Ritualen unterworfen, beschwingt, heiter und voller Lebenslust, so wie eben der Sommer ist.

Das war der Gedanke, das ist sie, die Aktion „Sommerkirche.

Die christlichen Traditionen aus den Gemeinden rund ums Walberla den Bewohnern und Besuchern gleichermaßen auf leichte Art nahe zu bringen, damit fanden vor drei Jahren Helmut Pfefferle als Vorsitzender des „Fränkischen Genießerlandes rund ums Walberla" und Pfarrer Michael Gehret vom Pfarreienverbund Ehrenbürg mit ihrer Idee gleich viel Aufmerksamkeit. Dann sind Pastoralreferentin Helga Deinhardt und Eustach Kern zum kleinen Team dazu gekommen, um alle Termine zu planen und auszufüllen.

Schnell war man sich einig, dass dieses Tun nicht zwingend in Kirchen sein muss, in der Natur, unter freiem Himmel, warum denn nicht? Auch in evangelische Kirchen zu gehen, na sicher. Grundsatz war auch, nicht nachher einfach so auseinander zu gehen, sondern in angenehmem Rahmen bei kleinen Leckereien und guten Gesprächen das Erlebte nachklingen zu lassen. Im Biergarten am Schloß, unter dem Zeltdach im Maislabyrinth, im Wirtshaus am Ort oder einfach nur auf harten Bänken im Wald an der Moritzkapelle wurden alte Freundschaften aufgefrischt und neue entstanden. Hamburger neben Wiesenthauer, Dresdner neben Ortspitzer, andere Sprache, andere Herkunft, oft anderer Glaube, aber ein gemeinsames Erlebnis.

Und das Konzept ging auf. Anfänglich fast nur Einheimische, sind heute Gäste aus ganz Deutschland dabei und viele fragen schon im Vorjahr nach dem nächsten Programm.

„Bei uns laufen die Leute aus der Kirche weg, ihr bringt sie hin - toll", so der erstaunte Kommentar eines Gastes aus dem Rheinland.

Neun oder zehn kreative Veranstaltungen an vielen Orten im Pfarreienverbund Ehrenbürg haben sich die örtlichen Kirchenvorstände dabei jedes Jahr einfallen lassen. Alle Akteure der Sommerkirche verzichten wie immer auf Honorar, im Gegenzug wurde jeder Euro an Spenden für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt.

Um die Seelen der Teilnehmer für Momente der Ruhe und Besinnlichkeit zu öffnen, hat sich die Musik als der goldene Schlüssel erwiesen. Sei es der Chöre aus Paderborn und Velbert in Wiesenthau, die Effeltricher Sänger mit der Waldlermesse in Reifenberg, die Forchheimer Saiten in Leutenbach, dem Torberg-Trio in St. Moritz, immer reichte der Platz in den Gotteshäusern nicht aus, alle Besucher aufzunehmen.

Ein konkreter Moment: beim Abendgebet in Regensberg schafften Veronika Herlitz und ihre Freundinnen mit Gitarre und Gesang eine Atmosphäre der wohligen Geborgenheit, während gleichzeitig der Sturm kräftig um das Gotteshaus wehte. Stimmig dazu, leitete Helga Deinhardt mit Sequenzen aus der Bergpredigt und aus dem Leben der heiligen Margareta durch das Programm, teils heiter, teils sehr nachdenklich, gespickt mit vielen Episoden, die die Bibeltexte mit der heutigen Realität verwebten. Gastgeber Georg Hötzelein erzählte über die Geschichte seines Ortes, der Kirche und über das Besondere des 14-Nothelferaltars, einer Seltenheit in Darstellung eines Baumes. Mit den ungewohnt leisen Worten „sich Zeit zu nehmen, für den Mitmenschen und für sich selbst" als höchsten Genuss seines Lebens, schloss Helmut Pfefferle. Diese Worte, diese Stimmung und eine Perle als Erinnerung nahmen jeder Gast mit in die Nacht hinaus.

Auch heuer wartet viel auf die Fangemeinde: große Chöre, die Landfrauen des Kreises, der Marinechor aus Forchheim, der Gospelchor, aber auch leise Gitarrenmusik von Carlo Dorsch oder die sanften Harfenklänge von Johanna Scherl – nur ein paar Beispiele eines reichen Sommerprogrammes, bald in der Presse, den lokalen Kirchenblättern und unter www.walberla.de.